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Der Standpunkt der Aufnahme

„Der Standpunkt der Aufnahme“ widmet sich aktuellen Fragen politischer Film- und Videoarbeit. Eine Programmreihe im Berliner Kino Arsenal stellt Akteur/innen und Arbeitszusammenhänge vor, zeigt Filme und Videos, die teils Ergebnis einer künstlerischen Produktion sind, teils in aktivistischen Kontexten entstehen. Das Programm fordert und hinterfragt das Kino als Ort kritischer Reflexion und lädt das Publikum zur Diskussion ein. Was heißt es heute, Filme politisch zu machen?

Solidarische Stellungnahme vs. künstlerische Freiheit?

Sich „politisch“ zu artikulieren, heißt einen Ort einzunehmen, den potenziell jeder einnehmen könnte. Der Titel „Der Standpunkt der Aufnahme“ zitiert eine Position aus den Anfängen des Videoaktivismus: 1980 drehte das Kollektiv Videoladen Zürich die Häuser- und Straßenkämpfe in der Stadt. Aus dem Material wurde der Film Züri brännt, der heute ein Klassiker ist. In einem Text, in dem das Kollektiv auf die öffentliche Arbeit mit der Kamera reflektiert, heißt es: „Der Standpunkt einer Aufnahme ist bereits eine Stellungnahme zur Sache.“ Das bedeutet, dass in einer aufgeladenen und prekären Situation mit der Kamera nicht nur eine Blickachse festgelegt, sondern auch Stellung bezogen wird. Es ist nicht egal, was und wen man filmt und wo man sich mit der Kamera hinstellt. Es ist nicht egal, weil es politisch ist.

In dieser Sprache ist etwas Unabdingbares, das weit entfernt scheint von der „Freiheit des künstlerischen Ausdrucks“, die sich ja mit gleicher Emphase verteidigen lässt. Solidarische Stellungnahme vs. künstlerische Freiheit? Scheiden sich hier die Geister, oder entstehen gerade hier neue, interessante und widerständige Formen, Film und Video politisch zu machen?

Eine Programmreihe im Kino Arsenal, Berlin

Das Programm lädt Filmemacher/innen und Videokünstler/innen ein, eigene aktuelle Arbeiten vorzustellen und mit dem Publikum zu diskutierten. Für den zweiten Teil jedes Programmabends haben die Eingeladenen eine „Carte Blanche“ für einen Film aus dem Repertoire des politischen Kinos, der sie geprägt oder inspiriert hat oder den sie einfach gerne noch einmal im Kino sehen möchten.

Für die „Carte Blanche“ können die Künstler/innen auf das rund 8.000 Titel umfassende Film- und Videoarchiv des Arsenals zurückgreifen, dessen Zustandekommen selber Teil einer Geschichte ist, die Filmarbeit als ein leidenschaftliches, kollaboratives Projekt erzählt. Wo stehen wir heute in dieser Geschichte? Die „Carte Blanche“ soll sichtbar machen, dass es in der politischen Film- und Videoarbeit Allianzen und Wahlverwandtschaften, Provokateure und Lieblingsgegner gibt, und dass es sich lohnt, Fäden der Kritik nicht abreißen zu lassen.

Filme & Diskussion als regelmäßiges "Werkstatt"-Format

„Der Standpunkt der Aufnahme“ begann im Herbst 2010 mit einer Programmreihe im Kino Arsenal in Berlin. An insgesamt neun Abenden waren eingeladen: Joanne Richardson, Charles Heller, Elke Marhöfer, Sarah Vanagt, bankleer (Karin Kasböck und Christoph Leitner), Brigitta Kuster, Raphaël Cuomo und Maria Iorio, Bärbel Schönafinger (kanalB) sowie Merle Kröger und Philip Scheffner (pong).

Ab März 2012 wird „Der Standpunkt der Aufnahme“ als offener Programmplatz im Kino Arsenal fortgesetzt. In regelmäßigen Abständen werden Autor/innen eingeladen, einen Abend zu gestalten. Die Kombination aus einer aktuellen eigenen Arbeit, einem von den Gästen ausgewählten Repertoire-Film und einer moderierten Publikumsdiskussion bleibt dabei erhalten. Teilnehmer/innen der ersten Programmreihe werden bei dieser Gelegenheit neue Arbeiten zeigen, aber der Kreis der Beitragenden wird sich auch stetig erweitern, so dass „Der Standpunkt der Aufnahme“ sich als ein regelmäßiges „Werkstatt“-Format für in Berlin arbeitende  Künstler/innen und Filmemacher/innen anbietet.

Ein Buch zur Reihe

In Zusammenarbeit der beteiligten Künstler/innen und Autor/innen der Reihe ist ein Buch entstanden, das aktuelle Diskurse abbildet und diese in den Kontext von Wiederabdrucken einschlägiger Texte aus dem Repertoire der politischen Filmkritik stellt.

"Der Standpunkt der Aufnahme - Point of View" ist als Lesebuch konzipiert, das nicht den Anspruch hat, das gesteckte Feld objektiv und flächendeckend zu vermessen. Gleichwohl werden in den subjektiven, von der eigenen Arbeit ausgehenden Beiträgen zentrale Fragen aufgeworfen, auf die jede politische Filmarbeit stößt. Es sind diese Fragen zur Integrität der eigenen Arbeit, zur Beziehung zwischen Kamera und Gefilmtem, zum Verhältnis von Bild und Sprache, zur Positionierung der eigenen Bildproduktion in der größeren, heute global strukturierten Medienlandschaft, die diese Arbeit zu einer politischen machen und in denen es immer auch um den "Standpunkt der Aufnahme" geht.

Vielen ist für das Zustandekommen des Projekts „Der Standpunkt der Aufnahme“ zu danken, das geschieht hier.